Die Tage werden wieder länger, die Natur erwacht aus dem Winterschlaf – und die Menschen schauen einander freundlicher an. Wir tanken frische Energie, gehen mehr raus und haben Lust, uns zu verlieben. Frühling ist die Zeit des Neubeginns und der Liebe.

Alles ist Sinnlichkeit: die ersten warmen Sonnenstrahlen im Gesicht, Vogelgezwitscher, das Grün in der Natur und im Bauch ein diffuses Kribbeln. Frühlingsgefühle sorgen für einen wahren Energiekick, wir sind besser gelaunt und haben mehr Antrieb, den Alltag zu bewältigen. Frühling ist Neubeginn, und das heißt auch: Ballast abwerfen, Altes loslassen, etwas abzuschließen und Neues zu beginnen. Wir misten aus, planen Reisen, treffen uns draußen mit Freunden und haben wieder mehr soziale Kontakte. Und weil eine gewisse Spannung in der Luft liegt, verlieben wir uns leichter. Viele Singles kommen in Flirtlaune. Die gute Nachricht: Die Wahrscheinlichkeit, einen neuen Partner zu finden, ist im Frühling besonders hoch. Denn wer offener, aktiver und fröhlicher ist, strahlt mehr Energie aus. Gute Laune ist eben ansteckend. Und anziehend. Wenn es dann zwischen zwei Menschen funkt, ist alles andere außer Kraft gesetzt: Um uns herum kann die Welt einstürzen, und wir fliegen trotzdem.

Die Chemie der Liebe

Wir vergessen, zu schlafen und zu essen, und es fühlt sich an, als könne man eine gewisse Zeit wirklich nur von Luft und Liebe leben. Der Zustand des Verliebtseins ist ein komplexes Zusammenspiel aus Hormonen und Neurotransmittern. Sonnenlicht und Frühling sorgen im menschlichen Körper für die Ausschüttung von Dopamin in rauen Mengen. Der Botenstoff, der auch als Glückshormon bezeichnet wird, aktiviert das Belohnungssystem im Gehirn und versetzt uns in einen rauschhaften Zustand. Adrenalin und Noradrenalin, zwei weitere Hormone, tun ihr Übriges: Sie haben euphorisierende Wirkung, verursachen Bauchkribbeln und Herzklopfen. Und dann gibt es noch das Kuschelhormon Oxytocin, das Vertrauen und Bindung zwischen Menschen stärkt.

Kennenlernort Nummer 1

Unabhängig von den Jahreszeiten lernen sich Paare am häufigsten über Dating-Apps kennen: Laut einer Statista-Umfrage in Deutschland im Jahr 2024 haben rund 21 Prozent der Befragten ihren Partner online kennengelernt. Während vor Jahren auf die Frage: „Und? Wo habt Ihr Euch kennengelernt?“ unangenehme Stille herrschte oder die Befragten ins Stottern kamen, gibt der Erfolg dem Internet inzwischen Recht. Heute berichten Paare freiwillig davon. Und inzwischen kann jeder aus eigener Erfahrung oder von befreundeten Paaren berichten, die sich im Internet kennengelernt haben und schon lange glücklich miteinander sind. Auf Platz 2 der Kennenlernorte rangiert der Arbeitsplatz. Hier lernten sich 18 Prozent der Befragten kennen. Bei 17 Prozent funkt es im Freundeskreis. Jeweils 6 Prozent fanden im Urlaub, im Verein oder durch ein Hobby sowie auf Partys und in Clubs zueinander. Zwischen 8 und 10 Prozent kennen sich seit Schule, Studium oder Ausbildung, Und die Sandkastenliebe kommt mit

Liebe im zweiten Anlauf

Bei manchen Paaren wird es erst im zweiten Anlauf ernst: wie bei Sabine und Manfred, der heute in Wriedel lebt. Vor mehr als 30 Jahren bahnte sich ihre Liebe an. Doch als Sabine mit ihren Eltern in eine andere Stadt zog, verloren sich die beiden aus den Augen. Manfreds Briefe blieben unbeantwortet. Heute weiß der 56-Jährige, dass Sabines Mutter seine Briefe abgefangen hatte, da er ihr nicht gut genug für die Tochter erschien. Vor einigen Jahren bekam Manfred einen Brief von Sabine: „Sie schrieb, sie habe im Nachlass ihrer kürzlich verstorbenen Mutter all meine Briefe gefunden. Und wie leid es ihr täte.“ Nach einigen Briefwechseln verabredeten sich die beiden. „Da stand ich dann nach mehr als 30 Jahren vor ihrer Tür“, erzählt Manfred. „Und es war, als wäre seit der letzten Begegnung keine Zeit vergangen.“ Bis auf Lachfalten und ein paar graue Strähnen war alles wie immer. Besser sogar. Es sind Tage wie im Rausch, in denen sie aufzuholen versuchten, was damals nicht sein durfte…

Dies ist die Stelle, an der die meisten Liebesfilme enden. Doch leider trennen sich viele Paare wieder, sobald der Alltag die Oberhand gewinnt, die ersten Schwierigkeiten auftauchen, die Erinnerungen ans Kennenlernen verblassen, und man schon nicht mehr weiß, warum man sich einst in den Partner verliebt hat.

Liebe auffrischen

Da ist der Frühling vielleicht eine gute Gelegenheit, die Partnerschaft einmal richtig aufzufrischen, sich neu in den alten Partner zu verlieben und sich seiner bestehenden Liebe bewusst zu werden. Traurednerin Martina Darkow hilft Paaren dabei, die Flamme der Liebe erneut zu entfachen. „Vor allem an Hochzeitstagen, beispielsweise zum zehnten Hochzeitstag, zur Silberhochzeit oder zur Goldenen Hochzeit, wollen Paare noch einmal ihre Liebe vor all ihren Lieblingsmenschen bekunden und erneuern ihr Ehegelübde“, sagt Martina Darkow. „Oft geht es den Paaren darum, zu würdigen, was sie gemeinsam geschafft haben, durch welche Täler sie gegangen sind, welche Hürden sie genommen haben und welche Höhen.“ Um die alte Liebe aufzufrischen, muss es ja nicht gleich ein rauschendes Fest sein. Wie wäre es, seiner oder seinem Liebsten wirklich mal ungeteilte Aufmerksamkeit (neudeutsch: Quality time) zu schenken? Einander wirklich zuzuhören statt gemeinsam Serien zu schauen. Vom Sofa runterzukommen und alte Gewohnheiten durch neue zu ersetzen: tanzen gehen, Ausflüge machen, Pläne schmieden… Egal, ob Singles, frisch verliebte oder langjährige Paare: Es gibt unzählige Möglichkeiten, im Frühling einen Neubeginn zu wagen. (AH)

Foto: Pixabay

Frühlingsgefühle: Dieses Kribbeln im Bauch
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