Lennart Bette hält als privaten Ausgleich dutzende Nutztiere

 Ein Leben ohne Tiere kann sich Lennart Bette nicht vorstellen. Der Scharnebecker besitzt mindestens 40 Nutztiere – zu seinem privaten Vergnügen.

Lennart Bette umgibt sich mit Tieren, seit er denken kann. Er wuchs in Scharnebeck neben einem Reiterhof auf, hatte selbst ab dem Alter von drei Jahren Tiere. Los ging es mit Kaninchen, dann waren es Hühner oder eine Ente. Später kamen zwei Schafe hinzu. „Das war am Anfang alles bei meiner Mutter im Garten”, erzählt der 23-Jährige. Als er 18 war, begann er, am Ortsrand von Scharnebeck weitere Flächen für seine Tiere zu suchen. Inzwischen waren ein Pony und ein Esel dazu gekommen, außerdem 20 Schafe und eine Ziege. Auf gut Glück fragte Lennart Bette vor drei Jahren bei einer Frau in der Nachbarschaft an, ob seine Schafe ihre Wiese abfressen dürften. „Ich kam mit meinem Pferd bei ihr vorbeigeritten, und sie fand die Idee gleich gut.” Die Hofbesitzerin Sarah Wilhelms, ebenfalls begeisterte Tierfreundin, sagte sofort zu. „Inzwischen hat sich mit ihr eine gute Freundschaft entwickelt”, erzählt Lennart Bette, „mittlerweile stehen alle meine Tiere bei ihr.” Für ihn doppeltes Glück, denn Sarah Wihelms, die auf ihrem Hof als Tagesmutter tätig ist, versorgt die Tiere seitdem mit. Als voll berufstätiger Erzieher an der Kita Rullstorf hat Lennart Bette nur begrenzt Freizeit – die er komplett seinen Tieren widmet.

Kein Nutzen von den Tieren

Bevor er Erzieher wurde, hatte Lennart Bette eine Ausbildung zum Tierwirt begonnen und ein Jahr lang bei einem Schäfer gearbeitet. Aus dieser Zeit konnte er viel Wissen und Fertigkeiten mitnehmen, doch er entschied sich gegen den Beruf des Tierwirts – er wollte keine Nutztiere großziehen, um sie am Ende zu schlachten. „Mein Großvater war Landwirt, aber das wäre nichts für mich”, so der Tierliebhaber. Zwar hält Lennart Bette jetzt ausschließlich Nutztiere – doch sie sollen weder weiterverkauft noch geschlachtet werden. „Das ist alles Hobbyhaltung, kein landwirtschaftlicher Betrieb”, erklärt er. „Ich habe keinen Nutzen von den Tieren.” Der 23-Jährige hält sie zu seinem „Privatvergnügen”, weshalb sie alle in seinem offiziellen Besitz sind und auf seinen Namen beim Veterinäramt und der Seuchenkasse gemeldet sind. Rund 50 Tiere besitzt er zurzeit – er nennt alleine 25 Hühner sein Eigen. Hinzu kommen Schafe, Ziegen, Bullen, Alpakas, Esel, Ponys, Gänse und Enten. Viele von ihnen laufen im bunten Mix zusammen auf einer Wiese und vertragen sich gut. Sein großes Pferd und seine drei Shetland-Ponys stehen auf einem anderen Hof in Scharnebeck. Und bei ihm zu Hause darf natürlich auch der Hund nicht fehlen. Namen haben übrigens alle seine Tiere. Seiner Mutter sei es irgendwann genug gewesen mit den Tieren, die immer mehr wurden, erzählt Lennart Bette. Und auch wenn die Tiere jetzt auf einer größeren Fläche stünden und gemeinschaftlich versorgt würden, sei für ihn nun auch das Maximum erreicht – es sei denn, ein Tier sei in Not. „Es kommt auf die Umstände an, ob ich noch ein Tier nehmen könnte”, meint er. Schon mit sechs, sieben Jahren hatte er begonnen, Tiere aufzunehmen, um sie vor der Schlachtung zu retten. Oft waren es kranke oder verletzte Tiere, die woanders keine Chance gehabt hätten. Wie das taube und blinde Alpaka, das er aufnahm und dem er ein Gelände mit Holzzaun baute, damit es sich nicht ständig am Elektrozaun verletzt. Oder das zweite Alpaka mit dem nicht behandelbaren Tumor im Kiefer oder der Esel mit der lästigen Hufrehe. Dass er hilfsbedürftige Tiere rettet, hat sich in den vergangenen Jahren herumgesprochen, und so wurden schon manche Tiere bei ihm abgegeben. Dann heißt es kümmern, oft rund um die Uhr. Gerade haben er und Sarah Wilhelms wieder ein Lamm mit der Flasche aufgezogen, das die Mutter nicht angenommen hatte. „Das war schon mein viertes oder fünftes Flaschenlamm”, erzählt er. Das Mutterschaf hatte zuvor ein gebrochenes Bein und hatte für sechs bis acht Wochen eine extra Betreuung benötigt – viel Aufwand für ein Hobby.

Tiergestützte Intervention geplant

Inzwischen kennt sich Lennart Bette gut aus, was die Haltung und Versorgung seiner zahlreichen Nutztiere angeht. Zum einen nahm er viel von seiner Arbeit beim Schäfer mit, zum anderen hat er gute Kontakte zu Tierexperten. „Ich kenne einen Tierpfleger und frage meine Kontakte, wenn etwas ist. Der Tierarzt ist auch manchmal überfragt. Es ist schwer geworden, einen Tierarzt für Nutztiere zu finden”, erklärt er. Lennart Bette steckt neben seiner gesamten Freizeit auch sein ganzes Geld in die Tierhaltung – in Anbetracht der vielen erforderlichen medizinischen Behandlungen und Impfungen für die Tiere nicht unerheblich. Zwar erhalte er mal einen Sack Futter oder günstigeres Heu aus der Nachbarschaft, aber er dürfe keine Spenden annehmen, da er kein Verein sei, erklärt er. Doch das soll sich bald ändern. Mit Sarah Wilhelms und anderen Mitstreitern aus dem Bekanntenkreis beantragt er zurzeit die Gründung des gemeinnützigen Vereins „Kringelshof e.V.”, benannt nach ihrem Hof. Denn langfristig wollen er und Sarah Wilhelms andere mit den Tieren glücklich machen. „Tiergestützte Intervention” heißt das, was dem Erzieher und der Tagesmutter vorschwebt. „Wir wollen, dass Menschen mit den Tieren agieren”, so Lennart Bette. So wie es die beiden erfüllt, Tiere um sich herum zu haben, könne es eben auch alten Menschen oder Kindern helfen. Auch Aktionen auf dem Hof oder Ferienaktivitäten können sich die beiden vorstellen. Doch das ist nur über den offiziellen Weg möglich. Den beiden Wilhelms fehlen für die Genehmigung – unabhängig von der Vereinsgründung – noch Sachkundenachweise für die Arbeit mit Eseln und Schafen. Solange sie diese nicht haben, müssen die Besucher noch vom Zaun aus Lennart Bettes Tiere angucken.

Auch die Kinder aus der Kita in Rullstorf waren natürlich schon bei seinen Tieren am Zaun. „Ich bin auch schon mit zwei Ponys mit der Kutsche zur Arbeit gefahren”, erzählt er. Wenn er am Nachmittag von der Arbeit kommt, liebt er es, zu seinen Tieren zu gehen, sie zu versorgen und Zeit mit ihnen zu verbringen. Leise sei es zwar auch bei seinen Tieren nicht, aber es sei ein anderer Lärm als in der Kita, meint er. „Ich liebe das einfach. Egal, wie stressig der Arbeitstag war: Alle Tiere in den Stall zu holen und abends den Stall zu machen, ist für mich am entspanntesten.” In den Urlaub zu fahren, kommt für den 23-Jährigen nicht in Frage. Zwar sei er schon mal eine Woche weg gewesen. Aber: „Ich wäre nicht entspannt unterwegs und würde immer an die Tiere denken.” Ein besseres Hobby oder einen größeren Ausgleich kann er sich nicht vorstellen: „Ich weiß, dass ich nicht ohne Tiere leben kann. Ich muss immer Tiere um mich haben.” (JVE)

Fotos: Privat

Unter Tieren glücklich
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