Inflation klettert auf 28-Jahre-Hoch: Wie es jetzt weitergeht mit dem lieben Geld

Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“, lautet ein altes Sprichwort. Doch aktuell dem Sparfleiß zu huldigen, ist angesichts der Finanz-Kernschmelze mit Nullzins- oder Negativzinspolitik und Vertrauens-, Banken-, Immobilien- oder Sonstwas-Krisen längst nicht mehr ratsam. Im Gegenteil: Wer sein Geld auf mickrig verzinsten Tagesgeldkonten parkt, weiß nicht, was er tut. Oder findet einfach keine Alternative. Fakt ist: Pro Kopf verlieren die deutschen Sparer in diesem Jahr rund 1.500 Euro! Schuld daran ist die hohe Inflation. Alleine im Oktober schossen die Preise vor allem wegen der explodierenden Energiepreise um 4,5 Prozent rauf. 28-Jahres-Hoch! Ein weiterer Anstieg, waren es doch letzten Monat noch 4,1 Prozent und im August 3,9. Ist der erneute Teuer-Hammer jetzt schon ein klarer Trend wie bei den Corona-Infektionen, die exponentiell steigen – also auch in immer größeren Sprüngen im selben Zeitintervall? Nein. Denn die Inflation verbreitet sich nicht wie ein Virus. Glücklicherweise. Allerdings gibt es auch keinen rettenden Piks dagegen… Darum ist es auch kein Wunder, dass nicht die Pandemie oder das Klima, sondern der eigene Geldbeutel den Menschen in Deutschland laut einer Untersuchung der R+V-Versicherung das Wichtigste ist. Erstaunlich aber ist, dass laut Postbank-Umfrage knapp 33 Prozent der Sparer nicht wissen, dass ihre Rücklagen durch die Inflation an Wert verlieren – es sei denn, sie erwirtschaften eine Rendite, die die Inflationsverluste zumindest ausgleicht.

 

Wann genau spricht man von Inflation?

 

Bei einer Inflation besteht kein ausgeglichenes Austauschverhältnis von Geld und Gütern. Kurz gesagt: Es ist zu viel Geld im Umlauf. Das hat zur Folge, dass die Kaufkraft sinkt, die Preise steigen und Spareinlagen an Wert verlieren. Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft von Verbrauchern, weil sie sich für einen Euro weniger kaufen können als zuvor. Wie die Höhe der Inflation berechnet wird

 

…und was der Schnitzel-Trick damit zu tun hat:

Inflation wird immer anhand eines Warenkorbes berechnet. In diesem sind verschiedene Produkte und Dienstleistungen, die wir alle – mehr oder weniger – oft konsumieren. Der normale Menschenverstand würde diesen Warenkorb über Jahre und Jahrzehnte konstant halten, diesen also nicht verändern, um auch wirklich die wahre Inflation zu berechnen. Die Statistiker, die die Höhe der Inflation berechnen, machen aber genau das nicht. Stattdessen ändert sich der Warenkorb ständig und wird einfach immer den jeweiligen Preisen angepasst. Ist zum Beispiel das Rinderfilet im Warenkorb für die Berechnung der Inflation teurer geworden, wird es durch günstiges Schweineschnitzel ersetzt – die berechnete Inflation sinkt dadurch. Dahinter steht die Annahme, dass die Verbraucher in Zeiten teurer Rinderfilets zu billigen Schweineschnitzeln greifen werden. Dies ist zwar zu gewissen Teilen wahr, das Rinderfilet bleibt aber trotzdem teuer, und man kann sich von seinem sauer verdienten Geld einfach weniger hochwertige Sachen leisten. Und: Da teurer gewordene Produkte und Dienstleistungen aus dem Warenkorb fliegen und durch günstigere ersetzt werden, kann man davon ausgehen, dass die Inflation sogar noch höher ist, als uns vorgegaukelt wird!

Schöner die Staatskassen nie klingelten

Der Grund, das wahre Preisdesaster nicht ehrlich zu benennen, könnte sein, dass der Staat selbst0 der größte Preistreiber ist. Wohnen wird mit neuen Auflagen und Vorschriften immer teurer. Zugleich verdient der Finanzminister über die Mehrwertsteuer an der Inflation kräftig mit. Das betrifft auch die steigenden Öl- und Strom-Preise. Hinzu kommen Materialmangel und Lieferengpässe sowie die Einführung der CO2-Abgabe. Seit Jahresbeginn sind 25 Euro je Tonne Kohlendioxid fällig, das beim Verbrennen von Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas entsteht.

 

Auch viele Lebensmittel wurden zuletzt teurer

Und auch im Supermarkt macht sich die hohe Inflation bemerkbar. Insgesamt stiegen die Preise für Nahrungsmittel im dritten Quartal 2021 gegenüber dem Vorjahresquartal um über fünf Prozent. Hier gibt es aber deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Kategorien: Die Preise für Obst stiegen vergleichsweise nur moderat um zirka zweieinhalb Prozent. Viel teurer wurde allerdings Gemüse: Die Inflationsrate bei Tomaten, Gurken oder gar Salat betrug mehr als neun Prozent. Experten fürchten, dass der Teuer-Spuk auch noch im kommenden Jahr weitergeht. Volker Wieland, der als Wirtschaftsweiser die Bundesregierung berät, warnt: Es besteht das Risiko, dass wir uns mittelfristig mit höheren Inflationsraten arrangieren müssen. Und Carsten Brzeski, Chefsvolkswirt der ING, rechnet fest mit mehr als fünf Prozent Inflationsrate bis Weihnachten. Erst in der ersten Jahreshälfte 2022 werde sich die Situation dann wieder entspannen, so der Experte.

 

Heißt: Wir müssen lernen, mit der Inflation zu leben! Doch wie lebt man damit, dass man immer weniger fürs Geld bekommt und sich Sparen kaum noch lohnt? Wer nur wenig Geld zum Leben übrig hat, muss Fixkosten reduzieren: Kündigen Sie Verträge, die Sie nicht mehr brauchen. Trennen Sie sich von überflüssigen Versicherungen. Nutzen Sie Preisvergleichsportale. Wer noch etwas Bares zur Verfügung hat, sollte nicht auf Konto- oder Bausparguthaben sowie festverzinsliche Wertpapiere setzen. Allein Sachwerte schützen vor Inflationsgefahr. Panikmache ist allerdings niemals hilfreich: In vielen Ländern auf dem Globus ist die Geldentwertung deutlich dramatischer als bei uns. Zudem ist hierzulande auch die Kaufkraft in den vergangenen 60 Jahren deutlich angestiegen. Laut Statistischem Bundesamt lag der durchschnittliche Stundenlohn im Jahr 2020 bei 19,38 Euro. Dafür kann man sich derzeit in vielen Fällen deutlich mehr kaufen als vor zehn, 20 oder gar 60 Jahren. Trotz des Schreckgespenstes Inflation. (RT)

 

 

Foto: Kzenon/stock.adobe.com

Wer hat so viel Pinkepinke?
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