Der Cannabis-Besitz soll legalisiert werden.
Suchtexperten sehen das kritisch…

Cannabis, auch Marihuana, Gras, Weed, Bubatz und Co. genannt, ist in aller Munde… Die Bundesminister Lauterbach und Özdemir haben Reformpläne zur Freigabe der Droge vorgelegt, ernten nun aber reichlich Gegenwind. Kritiker hoffen, dass über den Ampel-Plänen schon bald wieder Gras wächst…

„Man kriegt ein warmes Gefühl. Ein sehr entspannendes. Die Augen werden schwer, der Kopf wird total vernebelt. Und alles erscheint plötzlich so easy…“ So oder ähnlich schildern bedröhnte Kiffer in aller Welt ihre erste Begegnung mit dem Stoff, aus dem angeblich die schönsten und buntesten Träume sind. Cannabis erlebt gerade weltweit ein Revival. In Deutschland ist es sogar die am weitesten verbreitete illegale Droge. Doch illegal vermutlich nicht mehr lange, der Bundesregierung sei Dank. Der Schwarzmarkt solle so zurückgedrängt und die Abgabe kontrolliert werden, schwadronieren Politiker öffentlich. Glauben tun sie das aber wohl selbst nicht.

Die Kiffer-Zahlen könnten sogar noch zunehmen

Nach der geplanten Legalisierung von Cannabis könnte in Deutschland sogar noch weit mehr gekifft werden als zuvor, sagen Suchtforscher. Und verweisen auf eine brandaktuelle Studie, die genau das belegt. Eine Studie des Gesundheitsministeriums – ausgerechnet. Also verantwortet genau von dem Mann, der die neue Drogenpolitik jetzt nach außen mit vertreten muss. Wenn auch mit Fäusten in der Tasche und getrieben vor allem von den Grünen, wie Politexperten vermuten. Laut den Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung haben 10 Prozent der Teenager und rund 40 Prozent der 18- bis 25-Jährigen schon mindestens ein Mal Cannabis geraucht. Männer konsumieren häufiger als Frauen. Jeder zehnte männliche junge Erwachsene kifft regelmäßig. Vor allem für Kinder berge das Kiffen aber große gesundheitliche Gefahren. Selbst Befürworter des neuen Hanf-Gesetzes der Bundesregierung bestreiten das nicht. Nach einer europaweiten Fall-Kontroll-Studie ist zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit einer psychotischen Störung bei täglichem Cannabisgebrauch drei Mal, bei Konsum von besonders starkem Stoff fünf Mal höher als bei Nicht-Konsumenten. Vor allem, wenn es sich bei den Konsumenten um Kinder und junge Erwachsene handelt. Nach Ansicht des Kinder- und Jugendarztes Wolfgang Kölfen ist Cannabiskonsum gerade in der Pubertät gefährlich. „Das Gehirn ist da eine Großbaustelle und besonders leicht aus der Balance zu bringen“, sagt der Vizepräsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte.

Mit ein paar  Joints ging es los

Fälle wie die von Mario S. belegen das. Der Lüneburger probierte seinen ersten Joint mit 14, die Mengen, die er konsumierte, wurden Jahr um Jahr größer. Neben Cannabis kam er auch auf den Geschmack von Crystal Meth. Eine Höllenkombi. Mit 18 diagnostizierte ein Arzt bei ihm erste Anzeichen einer schizophrenen Psychose.

Kurz vor dem endgültigen Absturz kriegte er die Kurve, erinnert sich der heute 24-jährige: „Ich hatte Glück, ließ mich einweisen in die Psychiatrie, traf auf einen coolen Psychotherapeuten. Der hat mir da raus geholfen aus dem Sumpf.“ Dennoch dauerte es noch Jahre, bis er endgültig los war von den Drogen, erzählt Mario. Inzwischen benötige er zwar keine Gespräche mit dem Psychotherapeuten mehr, müsse aber weiter Medikamente nehmen. Ein Antipsychotikum, das die Dopaminrezeptoren blockiert. Tue er er das mal über eine längere Zeit nicht, „geht irgendwas in meinem Kopf kaputt“. Dann könne er „für nichts garantieren“. Marios Kiffer-Geschichte ist nicht repräsentativ, aber ganz bestimmt auch keine Ausnahme. Er selbst warnt: „Erwachsene können ja tun, was sie wollen, aber Kinder muss man vor dem Zeug schützen. Es kann wie bei mir ein Einstieg in härtere Drogen sein.“

„Kollateralschäden“ befürchtet

Befürworter der Freigabe blenden das aus, halten dagegen, dass mit einer Freigabe die Drogen-Kriminalität bekämpft werden könne. Belegen können sie das aber nicht. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) verweist auf Erfahrungen in anderen Ländern. In Holland beispielsweise habe der Drogenhandel in den letzten Jahren eher zu- als abgenommen, heißt es in einem Statement. Das Argument, dass cannabisbasierte Arzneimittel zum Beispiel Schmerzpatienten zu mehr Lebensqualität verhelfen könnten und eine Freigabe gerade diesen Patienten zugute käme, scheint ebenfalls nur eine Mär zu sein. Denn bereits seit 2017 dürfen Ärzte Patienten mit schwerwiegenden Erkrankungen und bei fehlenden Therapiealternativen Cannabis (Cannabinoide) zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen verordnen. Die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. wies dazu darauf hin, dass lediglich bei einem Bruchteil der Erkrankungen mit speziellen chronischen Schmerzen erwiesen sei, dass cannabisbasierte Arzneimittel überhaupt helfen könnten. Dagegen scheinen „Kollateralschäden“ einer Hanf-Freigabe nicht ausgeschlossen zu sein, zum Beispiel könne die Zahl der Verkehrstoten steigen, prophezeien Verkehrsrechtler. Denn je mehr Menschen Cannabis konsumieren, desto mehr nehmen potenziell dann auch unter dem Einfluss von Cannabis am Straßenverkehr teil. Und das könne dann eben auch ähnlich wie beim Alkohol fatale Folgen haben. Inzwischen kündigte der Gesundheitsminister an, eine Legalisierung mit einer größeren Aufklärungskampagne flankieren zu wollen, vor allem auf den Jugendschutz käme es ihm da an.

Dazu stellte er ein „Zwei-Säulen-Modell“ vor: Bundesweit sollen danach Erwachsene nicht-gewinnorientierte Vereine zum Anbau von Cannabis gründen können. In diesen Vereinen dürfen die Mitglieder gemeinschaftlich Cannabis zu Genusszwecken anbauen und auch nur an Mitglieder für den Eigenkonsum abgeben – maximal 25 Gramm Cannabis pro Tag und 50 Gramm pro Monat. Auch in Lüneburg werden wohl solche Vereine entstehen, ein erstes Treffen von potenziellen Mitgliedern eines Cannabis Social Clubs in der Hansestadt soll es schon gegeben haben… (RT)

Kommt gar nicht in die Tüte
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