Schon jetzt geht’s in die Pilze

Alle tragen einen Hut, einige einen Ring und manche wachsen so, als hätten Hexen sie für ein Ritual ausgesät. Bei einer Wanderung mit dem Experten Wolfgang Krantz erfahren Interessierte viel über die faszinierende Welt der Pilze. Am Naturum Göhrde versammeln sich rund 40 Menschen. Sie tragen Gummistiefel oder Wanderschuhe, sind wetterfest in Wollpullis eingepackt und stapfen mit Korb und Messer bewaffnet in den Wald. Wolfgang Krantz führt die Gruppe an. Er sagt: „Wir haben jeden Tag mit Pilzen zu tun: Schimmelpilze, Rostpilze oder Fußpilze. Heute suchen wir aber die mit Hut und Stiel, die uns schmecken und bekommen.“ Pilze faszinieren den Mykologen schon seit den achtziger Jahren: „Meine Zwillingsschwester kaufte ein Haus. Da lag ein dickes italienisches Buch über Pilze. Das hat mein Interesse geweckt. Ich habe einige Kurse gemacht und mich zum Pilzberater ausbilden lassen. Das meiste lernte ich aber durch Erfahrung. 2021 habe ich hier in der Region einen neuen Pilz entdeckt und herausgefunden, dass er vom Baltikum über Polen eingeschleppt wurde. Vorläufig wird er falsche Rotkappe genannt.“

Der Teufel steckt im Detail

Den ultimativen Tipp verrät Wolfgang gleich beim ersten Fund: „Wer absolut sicher gehen möchte, sammelt Röhrlinge. Sie haben einen Schwamm, keine Lamellen. Es gibt nur einen giftigen Röhrling, den Satanspilz.“ Außer dem Satanspilz hat keine andere im Laubwald wachsende Art einen weißen Hut, rote Poren und einen nur in der Mitte karminroten Stiel. Vor einer Lerche hält der Berater einen der „Guten“ hoch und erklärt: „Viele Pilze wachsen mit den Bäumen zusammen. Der Pilz umgarnt die Wurzel und bekommt Zucker, die Wurzel wiederum bekommt Mineralien vom Pilz.“

Eine Saison für Glückspilze

So früh wie in diesem Jahr konnten Feinschmecker noch nie auf die Suche gehen. Pilze benötigen warmes und feuchtes Wetter. Der Sommer sorgt für einen frühen Herbstzauber. Normalerweise sprießen Steinpilze, Krause Glucke und Pfifferlinge erst Mitte September. Viele Glückspilze ernten jetzt schon reichlich bei ihren Waldspaziergängen.

Pilze haben viele Gesichter

Im Buchenwald schwärmen die Sammler aus. Überall im Wald knacken die Äste unter den Füßen, Laub raschelt und dann ein Aufschrei. Jemand hat ein besonders prächtiges Exemplar eines Steinpilzes gefunden. Alle scharen sich um den Fund, als Wolfgang den Pilz genauer unter die Lupe nimmt. Er drückt seinen Daumen auf den Hut. „Wenn die Delle bleibt, wie hier, ist der Pilz schon zu alt. So entstehen übrigens die meisten Vergiftungen.“ Das Essen von Pilzen kann schnell buchstäblich in die Hose gehen. Es gibt Arten, die vertragen Menschen nicht, wenn sie Alkohol dazu trinken. Einige stehen in alten Büchern als essbar, gelten heute aber als Giftpilz. „Außerdem haben manche Pilze viele Gesichter. Man sollte schon sehr genau hinsehen und bei Unsicherheiten lieber darauf verzichten und nur bekannte Arten sammeln“, rät der Experte.

Am besten mit Rührei und Schwarzbrot

In der Gruppe wird während der Wanderung viel getauscht, gefachsimpelt, verglichen und sich miteinander gefreut. In Ratgebern und Kochbüchern werden viele Rezepte vorgeschlagen. Doch alle sind sich einig, dass es am allerleckersten ist, wenn man die geputzten Pilze klein schneidet, in der Pfanne scharf anbrät und mit Pfeffer und Salz würzt. So bleibt am meisten vom Eigengeschmack. Dazu gibt es Rührei und eine Scheibe frisches Schwarzbrot. Dass nichts Falsches auf den Tellern landet, wissen die Sammler vom Kenner. Wolfgang hat noch einmal in alle Körbe geschaut. (AW)

TIPP:

Wer sichergehen möchte, ob er einen genießbaren Pilz gefunden hat, lädt sich vor dem Ausflug in den Wald einen Pilzführer als App aufs Handy. Sowohl für iOS als auch für Android gibt es verschiedene Apps, die über ein großes Lexikon verfügen und Pilze durch Fotos erkennen.

 

Früher Herbstzauber:
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