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Immer mehr Tierhasser treiben ihr Unwesen – auch in Lüneburg. Was treibt die Täter?

 

So böse könnte kein Tier sein. Wer wissen will, wie tief der Abgrund menschlichen Irrsinns und menschlicher Grausamkeit ist, muss nur in Tageszeitungen oder im Internet nach Meldungen über Tierquälereien und Tiertötungen suchen. Von der Ostsee bis ins Voralpengebiet gibt es entsprechende Berichte. Eine Auswahl der vergangenen vier Wochen: In Zossen hackte ein Unbekannter einer Stute ein Bein ab. Die Tatwaffe muss scharf und spitz gewesen sein, wie etwa ein Fleischerbeil. In Friedewald flößte ein Täter zwei Katzenbabys, die in einem Tierheim untergebracht waren, Säure ein. Die Säure verätzte Schnauze und Speiseröhre der Kätzchen, die ihren schrecklichen Verletzungen nach mehreren Stunden Qual schließlich erlagen. In Dresden wurde ein Hundebaby mit Benzin übergossen und angezündet. Der Welpe verbrannte bei lebendigem Leib. In Waldenburg wurde einem Mutterschaf und drei kleinen Lämmern das Genick gebrochen, in Bad Segeberg zwei Golden Retrievern in den Bauch geschossen, in Uelzen und Umgebung gleich mehrere Kaninchen enthauptet.

Die Liste des Grauens könnte endlos fortgeführt werden.

Auch der Landkreis Lüneburg ist keine tierhasserfreie Zone. Ganz im Gegenteil. Auch hier häufen sich die Horror-News über mit Gift oder Rasierklingen gespickte Wurstköder. Bei Facebook warnt ein trauriger Hundefreund: „!!!!!Bitte teilen!!!!!! Hallo liebe Leute, ich möchte ein trauriges und zugleich erschreckendes Thema ansprechen und alle warnen. Vor ca. 2 1/2 Wochen ist ganz plötzlich und unerwartet meine kleine Dana gestorben. Niemand wusste warum und wieso, denn sie ist ohne Vorwarnung einfach umgekippt. Daraufhin entschlossen wir uns sie obduzieren zu lassen. Die Ungewissheit und das Warten hat nun ein Ende. Es ist herausgekommen, dass irgendein Unmensch sie vergiftet hat! Dadurch ist sie qualvoll innerlich verblutet. Man hat es bisher immer gelesen und nun, wo man selbst vor dieser Tragödie steht, ist die Wut unermesslich hoch. Da unsere Dana vor ihrem Tod nicht außerhalb war, wird es im Bereich Hasenburger Wald/- Schweiz passiert sein. Passt bitte auf eure Kleinen auf und handelt, wenn ihr etwas seht.“

Vorsicht: Aktuelle Giftfunde wurden in Kaltenmoor und im Sternkamp gemacht, weitere aus den letzten 12 Monaten im gesamten Stadtgebiet Lüneburgs.

Nach Schätzungen von Tierschützern stieg die Zahl der ausgelegten Giftköder in den vergangenen fünf Jahren (bundesweit) um mindestens 60 Prozent. Die Polizei bekommt davon nur wenig bis nichts mit. Der Grund: Viele Hundebesitzer melden ihren Fund erst gar nicht – meist aus Frustration über die Gesetzeslage. „Vor dem Gesetz gelten Hunde nur als Sachgegenstände“, heißt es ganz offiziell bei der Polizei. Einen Hund zu quälen sei keine Körperverletzung, sondern Sachbeschädigung. Ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, der mit einer Geld- oder Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren geahndet werden würde, wenn man die Täter fassen könnte. Doch das, so heißt es, sei beinahe unmöglich. „Ohne Zeugenaussagen kommen wir da nicht weiter.“ Und so wird (oft) erst gar nicht ermittelt.

In Kanada und den USA kommen Tierquäler übrigens nicht so leicht davon. Seit 2016 gelten sie dort als Schwerverbrecher, werden dementsprechend behandelt. Selbst lebenslange Freiheitsstrafe ist möglich.

Experten wie der Hamburger Psychologie und Tiertrainer Dr. Werner Bessert unterschieden verschiedene Typen von Tierquälern, der typische Hunde- und Katzenvergifter geht danach eher emotionslos vor und ist nicht auf raschen Frustrationsabbau oder gar Lustgewinn aus. Da wird etwa die Nachbarskatze zum Opfer, weil sie Singvögel tötet oder ihre Häufchen ins Gemüsebeet platziert. Oder eben Hunde, damit diese nicht weiter Spazierwege verschmutzen können oder im nahegelegenen Wald Hasen und Rehe jagen. Bessert: „Sie wollen diese Probleme dauerhaft „abstellen“, ihnen fehlt es nicht an Emotionen für Tiere, sie können sich sogar selbst als Tierschützer verstehen – ihre eigenen (Un-)Taten dabei bewusst ausblenden oder selbst als eine Art ‚übergeordnete Notwehr‘ umdeuten.“

Verdacht auf Giftköder – was tun?

Typische Giftköderarten:

  • Fleischbällchen, Brötchenreste oder auch Leberwurststücke etc. gespickt mit Rasierklingen, Nägeln, Scherben
  • Fleischbällchen u.a. mit Rattengift
  • Schneckenkorn
  • diverse zerkleinerte Tabletten
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Typische Verstecke:

dichtes Gebüsch
hohe Wiesen
Gehwege mit Rasenflächen am Rand

Wie kann ich mein Tier schützen?

  • Gebiete mit Giftköderwarnung meiden (Infos: www.giftkoeder-radar.com)
  • vorausschauend sein
  • beibringen, nichts vom Boden zu fressen
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Symptome, die auf Vergiftungen hinweisen können:

  • Übelkeit, Durchfall, Atemstörungen, helle Schleimhäute im Rachenbereich
  • starkes Speicheln, schwankender Gang, Taumeln, Atemstillstand, Krämpfe
  • schneller Herzschlag, Herzstillstand, Lähmungserscheinungen
  • Erbrechen, Bewusstlosigkeit, übermäßiges Hecheln
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Sofortmaßnahmen:

  • Das Tier nicht zum Erbrechen bringen, wenn Sie nicht wissen, was es zu sich genommen hat (ätzende Gifte verätzen den Rachen; scharfe Gegenstände verletzen)
  • rufen Sie den Tierarzt an und berichten Sie Ihren Verdacht und schildern Sie Symptome (Arzt kann evtl. schon Gegengift bereit legen)
  • festhalten, was, wie viel und wann gefressen wurde
  • wenn möglich, eine Probe mitnehmen

Wer einen Giftköderfund gemacht hat, sollte sich u.a. an die Polizei wenden, auch der Lüneburger Tierschutzverein nimmt solche Meldungen entgegen. (RT)

Tierschutzverein Lüneburg und Umgebung e.V.

Geschäftsstelle & Tierheim, Bockelmannstr. 3, 21337 Lüneburg, Telefon: 04131/82424

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