Schwere Stürme, Dürren, Hagel, Hochwasser:
Extreme Wetterphänomene wie zuletzt das Tiefdruckgebiet „Bernd“ treten immer häufiger auf. Die verheerenden Schäden können jeden treffen. Flüsse traten über ihre Ufer, ganze Wohnsiedlungen wurden geflutet. Innerhalb weniger Stunden wandelten sich kleine Bäche zu reißenden Flüssen, die alles mitrissen, was ihnen im Weg stand. Die Flutkatastrophe, die jüngst über Westdeutschland hereingebrochen ist, wurde von einer einzelnen Wetterlage heraufbeschworen: dem Tiefdruckgebiet „Bernd“. Sowohl Heftigkeit als auch Dauer des sintflutartigen Regens überraschten selbst Meteorologen. Dabei sind solche unheilvollen Wetterlagen keineswegs mehr einzigartig, erklärt Frank Böttcher, einer der führenden Wetter- und Klimaexperten Deutschlands mit Schwerpunkt Extremwetter. Er warnt: „Wir müssen darauf gefasst sein, dass wir das in Zukunft noch deutlich häufiger erleben werden.“ Auch der aktuelle Weltklimabericht ist alles andere als beruhigend: „Es ist wahrscheinlich, dass Episoden mit Starkniederschlägen in vielen Regionen auf dem Globus – Europa und Deutschland nicht ausgenommen – intensiver werden“, heißt es in dem Bericht. Das Problem: Ein heftiges Gewitter reicht manchmal schon, um selbst Gebäude, die nicht an Bächen, Flüssen oder an Hängen liegen, in kürzester Zeit zu überfluten. Für Sofortmaßnahmen ist es dann oft zu spät. Der Horror für Hausbesitzer.
Sirenen sollen wieder heulen
Inwieweit in Lüneburg Bewohnerinnen und Bewohner sowie Sachwerte ausreichend vor den Gefahren von Starkregenereignissen geschützt sind, war im Juli auch Thema des städtischen Bauausschusses. Eines der Ergebnisse: Schon bald sollen auch in Lüneburg die (abgeschalteten) Sirenen wieder heulen. Der Bund will den Ländern rund 90 Millionen Euro zum Aufbau und zur Ertüchtigung von Sirenen zur Verfügung stellen, neun bis zehn Millionen Euro gehen nach Niedersachsen. Genehmigungen für Neubauvorhaben im vorläufig gesicherten Überschwemmungsgebiet der Ilmenau soll es nur im Ausnahmefall und unter strengen Auflagen geben. Unter anderen dann, wenn das Bauvorhaben „hochwasserangepasst“ umgesetzt wird. Was immer das bedeuten soll …
Auch ein neues Starkregenkonzept für Lüneburg ist „in Arbeit“. Erforderliche Grundlagendaten zur Erstellung eines ortsbezogenen Starkregenkonzeptes trägt die Verwaltung derzeit zusammen und validiert diese. Im nächsten Schritt soll eine Starkregengefahrenkarte erstellt werden. Sie ist Basis, um mit den beteiligten Akteuren das Starkregenkonzept weiter zu erarbeiten (bis Mitte 2022). Bereits vor rund 700 Jahren wurde anlässlich der Erbauung der Ratsmühle der Lösegraben – ein Ausweichgraben für die Ilmenau wenn diese zu viel Wasser führt – hergestellt und vor rund 150 Jahren (1873, mit dem Bau der Eisenbahn) noch einmal leicht nach Westen verlegt. Derzeit wird das Lösegrabenwehr umfangreich saniert, um seine Funktionsfähigkeit durchgehend sicherstellen zu können (Quelle: hansestadtlueneburg.de).
Jetstream deutlich verlangsamt
Zwar sträuben sich Meteorologen und Wissenschaftler zu Recht, einzelne Wetter-Phänomene wie das Milliardenschäden verursachende Tief „Bernd“ auf die Klimakrise zurückzuführen. Aber die Häufung solcher Extremwetter-Ereignisse hat weltweit die gleiche Ursache: Auf dem Planeten bleibt immer mehr Wärme zurück. Die Schicht der Treibhausgase schottet uns ab und so entweicht weniger Wärmestrahlung in den Weltraum. So sehr, dass sogar die oberen Schichten abkühlen, wie eine aktuelle Nasa-Untersuchung zeigt. Die Erhitzung des Planeten verändert das Grundgefüge auf der Erde, die Stellschrauben im System. Die stärkere Erhitzung der Arktis und der daraus entstehende geringere Temperaturunterschied zwischen der Arktis und dem Äquator bewirkt, dass der Jetstream messbar langsamer verläuft und sich darum auch Hoch- und Tiefdruckgebiete langsamer bewegen. Folge: Es bleibt über Wochen heiß oder regnet tagelang in Strömen.
Was kann jeder selbst tun?
Gegen Blitzschäden hilft eine Blitzschutzanlage. Selbst wenn das eigene Haus gar nicht getroffen wird, sorgt sie für mehr Sicherheit. Denn viele wissen nicht, dass auch Blitze, die in der näheren Umgebung einschlagen, durch die hohe elektrische Spannung Schäden an einer elektrischen Anlage und an elektrischen Geräten verursachen können. Sein Eigenheim vor Starkregen zu schützen, ist meist aufwendiger: Es gibt aber kleine bauliche Vorsorgetricks, um sich vor unerwarteten Wassermassen besser zu schützen. Entscheidend ist die Grundstücksbeschaffenheit und Topografie des Grundstücks. Das Oberflächengefälle sollte nicht direkt auf Gebäude und Anlagen zulaufen. Haben Haus oder Wohnung eine Hanglage, kann man mit der Schaffung von gezielten Flutmulden Abhilfe schaffen. Mit Bodensenken, die das Wasser auf dem Grundstück verteilen, so dass es etwa großflächig versickert, ist die Gefahrensituation etwas entschärft. Auch Grundstückseinfassungen wie Mauern, Verwallungen, Schwellen oder Zufluss-Sperren können Abhilfe schaffen. Der größte Schwachpunkt eines Hauses ist der Keller – und das nicht nur bei Hochwasser. Auch Grundwasser kann bei großen Regenmengen steigen und nach oben gedrückt werden. Genauso wie Abwasser, das durch nicht gesicherte Rohre austritt. Hier können unter anderem Rückstauklappen, -ventile, -verschlüsse oder Abwasserhebeanlagen helfen. (RT)