Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) warnt vor einem Energie-Notfall … Naturkatastrophen, Energiekrise, Hackerangriffe – Experten raten jedem Bundesbürger, einen Notvorrat für den Fall X anzulegen. Vor allem ein längerer Stromausfall könnte katas-trophale Folgen haben, heißt es. Ein solcher Blackout würde die gesamte Infrastruktur in kürzester Zeit lahmlegen – doch nur wenige sind bisher auf den Super-Gau vorbereitet.

Es ginge schnell ans Eingemachte

Dabei sind fast alle wichtigen Lebensbereiche heutzutage vom Strom abhängig. Gehen die Lichter – warum auch immer – plötzlich aus, wäre zum Beispiel die Versorgung mit Mineralöl und Erdgas nur noch sehr eingeschränkt aufrechtzuerhalten, viele Tankstellen müssten sofort schließen. Die Feuerwehr könnte im Brandfall nicht rechtzeitig helfen. Auch Gefängnisse mit elektrischen Schließsystemen und Klärwerke kommen schnell an ihre Grenzen. Zu Hause sitzt man möglicherweise im Kalten und Dunkeln, da Licht und Heizung nicht mehr funktionieren. Fernsehgeräte, das Telefon und der PC für den Internetzugang sowie die im Haushalt verfügbaren Radiogeräte können bei einem Stromausfall nicht betrieben werden. Kühl- und Gefrierschränke tauen ab und die darin gelagerten Lebensmittel verderben innerhalb kurzer Zeit. Auch die medizinische Versorgung könnte nicht gewährleistet werden, die Trinkwasserversorgung würde vielerorts zusammenbrechen. Während in der Industrie viele Anlagen nicht mehr gesäubert oder gekühlt und deshalb beschädigt werden, sterben in Mastbetrieben Hunderte Millionen Kühe, Schweine und Hühner, weil sie nicht mehr versorgt werden können. Die Bargeldwirtschaft käme zum Erliegen und die Kassensysteme in den Einkaufsmärkten wären außer Betrieb.

„Wir sind auf den Notfall vorbereitet – so gut es geht…“

Oder ist das alles etwa doch nur Panikmache? Leider nicht, meint Sonja Sachse, Fachgebietsleiterin Brand- und Katastrophenschutz für den Landkreis Lüneburg. Käme es in Lüneburg zu einem Notstand, bei dem Leben, Gesundheit, die Umwelt oder die lebenswichtige Versorgung der Bevölkerung gefährdet sind, wären Sachse und ihr Team als untere Katastrophenschutzbehörde zuständig: „Wir sind auf den Notfall so gut es geht vorbereitet und sind aktuell dabei, uns neu aufzustellen. Und wir wissen, dass das auch bundesweit überall geschieht.“ Es scheint so zu sein, dass die vom Bundeskanzler im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg beschworene Zeitenwende jetzt offenbar auch bei den Verantwortlichen des Katastrophenschutzes eingesetzt hat. Viele dachten mit dem Ende des Kalten Krieges, dass Vorsorgen in dieser Form nicht mehr nötig sind. Es wurde in der Vergangenheit definitiv viel zu wenig in Warnwege investiert. So sind teilweise Sirenenanlagen abgebaut worden. Auch das Bewusstsein der Bevölkerung für Katastrophensituationen wurde nicht genug gestärkt. Dazu kommt, dass Hacker-Angriffe auf systemrelevante Sicherheitstechnik stetig zunehmen. Viele fragen sich: Was brauche ich an Eigensicherung? Welche Wege der Information gibt es?

 

Planspiel „Lükex 18“
zeigt schockierende Auswirkungen

Mindestens ebenso wahrscheinlich wie ein möglicher längerer Stromausfall sind plötzliche Probleme bei der Gasversorgung in Folge des Ukraine-Konflikts. Ein Planspiel des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) – „Lükex 18“ – zeigte die schockierenden Auswirkungen und macht deutlich, wie abhängig wir alle vom russischen Gas sind. Und dass ein Ausstieg geplant sein muss. In dem Szenario wurde ein Gasausfall während einer Extremkälte über (lediglich) zwei Wochen simuliert. Aus dem Auswertungsbericht geht hervor: Bei Gasengpässen müssten nicht nur einzelne Haushalte zittern – verursacht durch weitreichende Wechselwirkungen würde ein Zusammenbruch großer Teile des gesellschaftlichen Lebens drohen. Da mehr als die Hälfte der Lebensmittelproduktion von der Gasversorgung abhängig ist, gäbe es nach wenigen Tagen massive Produktionsausfälle in den Bäckereien und der Milchindustrie. Es käme zu größeren Schäden an Gebäuden sowie Evakuierungen infolge von Gebäudeauskühlung. Außerdem zu krankheitsbedingten Personalausfällen in allen Bereichen, natürlich auch in der staatlichen Verwaltung sowie bei Polizei und der Feuerwehr. Mit Gas versorgte Schulen müssten schließen, in den Krankenhäusern und Seniorenheimen würde mit der Wärmeversorgung die Zubereitung von Mahlzeiten ausfallen, die Pandemie-Bekämpfung wäre kaum mehr möglich.

Was kann / sollte jeder jetzt tun?

Zunächst einmal gilt: Keiner braucht jetzt im Garten anzufangen, einen Bunker für sich und seine Lieben zu graben. Aber Lebensmittel- und Medikamentenvorräte anzulegen, kann nicht schaden. Das rät unter anderem das BBK: Sorgen Sie daher für einen ausreichenden Essens-Vorrat. Ihr Ziel muss es sein, zehn Tage ohne Einkaufen überstehen zu können. Die Lösung liegt in Ihrer Verantwortung. Ob und wie viel Sie vorsorgen, ist eine persönliche Entscheidung. Berücksichtigen Sie bei Ihrer Planung persönliche Vorlieben, Diät-Vorschriften und Allergien. Denken Sie auch an ausreichende Vorräte an Trinkwasser und Hygieneartikeln. Halten Sie einen Vorrat an Kerzen und Taschenlampen (zum Beispiel eine Kurbeltaschenlampe oder auch Solar- und LED-Leuchten) sowie Ersatzleuchtmittel, Batterien, Streichhölzer oder Feuerzeuge und Kerzen im Haus. Wichtig sind auch Bargeld-Vorräte, weil Automaten nicht funktionieren könnten. Dazu sollten wichtige Medikamente vorrätig sein, denken Sie aber an die Haltbarkeit. Sinnvoll ist es, wichtige Dokumente griffbereit zu haben. Mit Stromerzeugern, Photovoltaikanlagen, Brennstoffzellen und anderem kann beim Ausfall der öffentlichen Stromversorgung der eigene Haushalt mit Strom versorgt werden. Im Fachhandel werden Lösungen angeboten, die das Laden Ihres Mobiltelefons, den Betrieb von Kabellampen und Wasserkochern erlauben. Je umfangreicher die Notstromversorgung wird, desto größer werden allerdings auch die erforderlichen Anlagen und damit auch die anfallenden Kosten. Wenn Sie Haustiere haben, denken Sie auch unbedingt an deren Bedürfnisse. Achten Sie darauf, ausreichend Nahrung, Einstreu, Medikamente und weitere Produkte, die Ihr Tier benötigt, bevorratet zu haben. (RT)

Weitere Infos: www.landkreis-lueneburg.de/fuer-unsere-buergerinnen-und-buerger/sicherheit-und-ordnung/schutz-der-bevoelkerung/katastrophenschutz.html.

 

 

„Blackout“ Bei Strom und Gas
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