Mandy Jungmann produziert Hörspiele für Kinder
Mandy Jungmann liebt es seit ihrer Kindheit, sich Geschichten auszudenken und sie anderen zu erzählen. Die 38-Jährige ist Hörspielautorin. „Ganz früher habe ich mir Geschichten ausgedacht, kleine Büchlein geschrieben und dazu gemalt“, erinnert sich Mandy Jungmann. Eine ganze Weile waren das Gruselgeschichten, für Liebesschnulzen übernahm sie die Namen der Charaktere aus ihrer Lieblings-Fernsehserie Beverly Hills 90210. Mit einer Freundin schrieb sie Geistercomics, die sie sich gegenseitig vorlasen. Mit 20 Jahren verfasste Mandy Jungmann schließlich ein komplettes Buch über Vampire – doch es blieb für immer in ihrer Schublade. „Ganz viele meiner Geschichten sind nicht vollendet“, erzählt sie. Die gebürtige Lüneburgerin hegte immer den Wunsch, Schriftstellerin zu werden – am liebsten für Kinder. Doch nicht nur das Schreiben ist ihre Leidenschaft, vor allem das Vorlesen ist für sie wichtig. „Bei den Vorlesewettbewerben in der Orientierungsstufe erreichte ich immer einen der ersten drei Plätze“, erzählt sie. „Ich habe auch meinen Puppen ständig vorgelesen.“ Nach dem Abschluss an der Realschule Oedeme ging Mandy Jungmann in die Ausbildung zur Erzieherin. 1999 nahm sie ihre erste Stelle im Kindergarten an, arbeitete seitdem in Schwarzenbek, Lüneburg und jetzt in Kirchgellersen. Momentan ist sie mit ihrer 16 Monate alten Tochter Aurelie in Elternzeit und lebt mit ihr in Reppenstedt.
Selbst schreiben und vortragen
Doch die Arbeit als Erzieherin ist nur ein Teil in Mandys Leben. Der andere Teil sind seit Jahren ihre Hörspiele für Kinder, die sie selbst schreibt, liest und komplett produziert. Erste Kenntnisse darüber erlangte sie in einem Fernstudium zur Kinder- und Jugendbuchautorin, bei dem ein Teil sich mit Hörspielen befasste. „Es hat mich total fasziniert, Geschichten zu schreiben und sie selbst vortragen zu können.“ So entstanden die Geschichten um Mika Mauser und Emma Eichhorn, eine Maus und ein Eichhörnchen, die zusammen spannende Abenteuer erleben. Ihr erstes Hörspiel „Heute sind wir frech“ nahm Mandy im Jahr 2010 in einem Tonstudio in Reinbek auf. Es handelt davon, wie sich Mika und Emma kennenlernen und im Wald zusammen Quatsch machen. Die Autorin spricht sowohl die Erzählerstimme als auch alle Figuren in der Geschichte selbst. „Ich liebe es, meine Stimme zu verstellen“, sagt sie. An Ideen mangelt es der 38-Jährigen nicht: „Die Ideen kommen beim Schreiben. Ich setz’ mich hin, und dann kommen die Geschichten.“ Die Arbeit als Hörspielautorin kann Mandy gut mit ihrer Arbeit im Kindergarten verbinden. „Die Kinder waren immer meine Testhörer“, erzählt sie. Auch mit ihnen hat sie schon Hörspiele produziert, Kindergartenkinder und -eltern sind ihre größten Fans.
Aufnahmen im Kleiderschrank
Bei nur einem Mika-Mauser-Hörspiel sollte es nicht bleiben. Mandy wollte Kosten für die Aufnahme im Studio sparen, hatte aber viele Ideen für weitere Geschichten. „Mein Bekannter Fabian König gab mir Tipps, wie ich mit ein bisschen Equipment meine Hörspiele selbst im Kleiderschrank aufnehmen kann“, erinnert sie sich. Die junge Autorin besorgte sich eine Ausrüstung, die unter anderem aus Mikrofon und Schneidegerät besteht und produzierte die nächsten Hörspiele im eigenen Kleiderschrank. Zwar ist die Akustik hier wesentlich gedämpfter als im offenen Raum, doch der Klang war zunächst verbesserungswürdig. „Es war zu Hause wesentlich anstrengender als im Studio, weil einem im Studio die Fachleute helfen“, sagt sie. „Zu Hause musste ich für eine bessere Qualität alles selbst ausprobieren. Aber es wurde stetig besser.“ Obwohl sie sich als technisch nicht versiert bezeichnet, arbeitete sie sich Schritt für Schritt selbst in die Technik ein, fragte ihren Freund Fabian König, googelte Probleme im Internet. Mandy Jungmann meldete zwischenzeitlich für ihre Hörspielproduktion ein Gewerbe an, doch noch ist sie weit davon entfernt, mit „MaJu Kinderhörspiele“ Geld zu verdienen. Bis auf ein Hörspiel, das wegen seines Lüneburg-Bezugs und des Vorkommens der Lüneburger Salzsau an der Lüneburger Touristinfo verkauft wurde, waren die CDs vor allem zu Weihnachten, Nikolaus und Ostern ein Verkaufsschlager. Ansonsten lief der Verkauf eher schleppend. Dennoch sparte sie keine Kosten und Mühen, um die Kinderhörspiele möglichst professionell werden zu lassen. Die CD-Cover malte ihr bester Freund Martin Konzack, für das Musikintro und die kleinen musikalischen Einspielungen arbeitete sie mit verschiedenen Musikern zusammen. Geräusche wie Vogelzwitschern, Ästeknacken oder Wasserplätschern kaufte sie im Internet.
Neues Hörspiel mit Buch
Sechs Kinderhörspiele entstanden im Kleiderschrank von Mandy Jungmann. Vor kurzem produzierte sie ihr neuestes Werk „Una und das flauschige Gefühl im Herzen“, das fast fertig ist. Dafür gönnte sie sich eine professionelle Aufnahme im Tonstudio. Das neueste Werk handelt statt von Tieren von einem kleinen Mädchen und seiner Mutter und behandelt Themen, auf die Mandy im Umgang mit Kindern immer wieder stieß. Im ersten Kapitel geht es um wahren Reichtum. „ Es soll Kindern zeigen, was sie wirklich alles haben und ihnen ein gutes Gefühl vermitteln“, erklärt die Autorin. Im zweiten Kapitel zeigt sie auf, dass alles in der Natur ein Wunder ist, jeder einzelne Stein. Im dritten Kapitel will sie vermitteln, dass jeder Mensch ein wunderbares Talent hat. „Es ist nicht schlimm, wenn man etwas nicht kann, man muss sich nicht unter Druck setzen“, so ihre Botschaft. Die Mika-Mauser-Geschichten sind für Kinder ab drei Jahren gedacht, die neue Una-Geschichte für ältere Kinder ab fünf Jahren. Doch das bedeutet nicht das Ende von Mika, der in Mandys Umfeld schon eine kleine Fangemeinde hat. Werbung hat die 38-Jährige für ihre Hörspiele nie gemacht, am ehesten erlangte sie bisher durch kleine Lesungen in der Umgebung sowie durch ihren Kindergarten Bekanntheit. Doch die Hörspielautorin ist sich dessen bewusst, dass sie nun in die Offensive gehen muss, denn das neue Hörspiel soll nicht nur auf CD erscheinen – diesmal ist dazu auch ein kleines Buch geplant. „Es wäre wunderschön, wenn Kinder die CD hören und dazu das Buch lesen. Das ist auch toll zum Lernen“, meint sie. Hierfür steuert Mandy die Illustrationen selbst bei, die sie mit Buntstift vorgezeichnet und ihr guter Freund Oliver Schulz auf dem Computer bearbeitet hat. Um sich nicht in Unkosten zu stürzen, bräuchte sie nun einen kleinen Verlag, doch sie geht nicht gerne Klinken putzen. „Ich hasse es, den Leuten hinterherzulaufen. Und mein Manko ist auch, dass ich bei einer Absage immer gleich so enttäuscht bin“, erzählt sie. Vielleicht hätte sie sich sonst auch schon als Synchronsprecherin versucht. Das Talent hat sie unbestritten. „Aber ich bin ja keine ausgebildete Schauspielerin“, sagt sie kleinlaut. „Da muss man vielleicht Glück haben, das wäre mein absoluter Traum.“
Kindern eine Freude machen
Schon vieles hat Mandy Jungmann parallel zu ihrer Arbeit als Erzieherin gemacht, bildete sich immer wieder fort, zum Beispiel als psychotherapeutische Heilpraktikerin oder in Hypnose, im Kindergarten war sie Sprachförderkraft. Auch einen Gründungskurs für Frauen und einen Kurs über das erfolgreiche Verkaufen absolvierte sie. Außerdem machte sie ein Onlineseminar mit Meditationsübungen für ein Inneres Ankommen. Dann startete sie mit ihren Hörspielen durch. „Mir ist in meiner Elternzeit bewusst geworden, dass mich das einfach glücklich macht“, erklärt sie. „Man lässt etwas raus und macht Kindern eine Freude. Und Vorlesen ist etwas ganz Besonderes für mich.“ Jede freie Minute wendet sie für ihre Hörspiele auf – nicht immer einfach als Alleinerziehende mit Kleinkind. Auch wenn sie sich nicht vorstellen kann, bis zum Rentenalter im Kindergarten zu arbeiten, will Mandy bald zum Arbeiten dahin zurück. „Erziehersein ist sehr anstrengend, aber mein Beruf hat mich dahin geführt, wo ich jetzt bin“, fasst sie zusammen. Momentan ist sie kreativ unterwegs, macht jeden Tag etwas für ihre Hörspiele. „Ich will einfach am Ball bleiben. Ich habe immer so viele Ideen und kann nicht still sitzen.“ (JVE)