Michael Jackson hatte es, Barbie und Ken haben es, und auch Julia Vellguth aus der stadtlichter-Redaktion lebt damit: Vitiligo betrifft weltweit etwa 0,5 bis zwei Prozent der Menschen. Doch was verbirgt sich hinter diesen weißen Flecken auf der Haut? Was bedeutet es, mit Vitiligo zu leben? Es sind die scheinbar zufällig verteilten, pigmentfreien Flecken, die nicht nur die Haut, sondern auch das Selbstbild der Betroffenen prägen.

Was ist Vitiligo?

Vitiligo ist eine Erkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise die Melanozyten, die Pigment produzierenden Zellen der Haut, angreift und zerstört. Dies führt zu weißen Flecken auf der Haut, deren Ausmaß und Verteilung von Person zu Person variieren. Bei manchen Menschen treten vereinzelt Flecken auf. Über Jahre können dann immer mehr pigmentfreie Stellen hinzukommen, so dass der Körper gescheckt aussieht. Oft kommt es vor, dass die Flecken symmetrisch auftreten. Auch kann es vorkommen, dass die Haut sich komplett verändert und aus einem vorher schwarzen Menschen ein hellhäutiger wird. An Stellen mit Haarwuchs, wie auf dem Kopf, an Bart oder Augenbrauen kann es vorkommen, dass die Haare weiß werden. Die Ursachen von Vitiligo sind vielfältig und reichen von genetischen Faktoren über autoimmunologische Prozesse bis hin zu Umwelteinflüssen.

Erste Begegnung

Julia Vellguth erinnert sich an den Tag, als sie im Grundschulalter den ersten weißen Fleck auf ihrem linken Fuß entdeckte. Ihre Eltern, die den Fleck für harmlos hielten, sahen keinen Grund, einen Arzt aufzusuchen. Die Gelassenheit übertrug sich auf das Kind. „Huch! Hier sind keine Pigmente“, dachte sie damals. Julia selbst empfand die Veränderung nicht als störend, sondern eher als etwas Besonderes. Sie erinnert sich: „Wenn ich in einem Poesiealbum ein besonderes Merkmal angeben sollte, beschrieb ich immer den hellen Fleck auf meinem linken Fuß. Ich war schon ein bisschen stolz, etwas zu haben, das mich einzigartig machte.“ Jahre vergingen, ohne dass die Flecken zunahmen. Erst nach ihren zwei Schwangerschaften bemerkte Julia eine Zunahme der weißen Flecken. Plötzlich waren sie nicht nur an ihren Füßen, sondern auch unter den Armen, an den Händen und im Gesicht. „Viele Leute dachten eine Zeit lang, ich schminke meine Augenlider rosa, aber das ist gar nicht der Fall“, erzählt sie schmunzelnd. „Die meisten Menschen sind interessiert und freundlich“, berichtet sie. Trotz der sichtbaren Flecken hat Julia das Gefühl, dass die Vitiligo sie nicht im Alltag einschränkt. Vielmehr hat sie gelernt, die Flecken als Teil ihrer Identität zu sehen. Eine der größten Einschränkungen für Julia ist ihre Empfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht. „Ich bekomme sehr schnell einen Sonnenbrand und kann nicht lange in der Sonne sitzen“, berichtet sie. Aus diesem Grund trägt sie stets Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 bei sich. „Es ist eine kleine Unannehmlichkeit, aber es ist nichts, worüber ich mich beschwere.“

Die Wissenschaft hinter Vitiligo

Vitiligo ist eine autoimmune Erkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise die Melanozyten angreift. Oft tritt die Krankheit in Verbindung mit anderen Autoimmunerkrankungen wie Schilddrüsenproblemen oder Diabetes auf. Die meisten Patienten kommen ohne Behandlung aus. Je nachdem, wo und wie stark die weißen Flecken sich ausprägen und wie die Betroffenen damit umgehen, kommt es eher zu einer psychischen Belastung. Die Diagnose von Vitiligo erfolgt meist durch eine klinische Untersuchung. Ein spezielles UV-Licht, das sogenannte Wood-Licht, kann die Flecken deutlicher sichtbar machen. Eine Hautbiopsie ist selten nötig, kann aber zur Abgrenzung von anderen Hauterkrankungen hilfreich sein. Derzeit ist Vitiligo nicht heilbar. Der Verlauf kann jedoch durch Medikamente, Photo- oder Lasertherapien verlangsamt werden. Ob und in welchem Ausmaß die Haut auf diese Behandlung reagiert, ist schwer vorherzusagen. Wichtig ist, die Haut besonders vor Sonneneinstrahlung zu schützen. Besonders betroffene Stellen werden schnell gereizt und sollten regelmäßig mit beruhigenden Cremes gepflegt werden. Sichtbare Flecken lassen sich mit Kosmetika abdecken. Haare, die aufgrund der fehlenden Pigmente weiß nachwachsen, können gefärbt werden. Zudem unterstützt eine ausgewogene Ernährung die Hautgesundheit. Auch Stressbewältigung verbessert das Hautbild.

Psychosoziale Auswirkungen

Neben den physischen Symptomen leiden viele Betroffene an den psychosozialen Auswirkungen der Krankheit. Stigmatisierung, Scham und ein geringes Selbstwertgefühl sind häufige Begleiter. Julia jedoch berichtet von überwiegend positiven Reaktionen. „Ich sehe meine Flecken als Teil von mir.“ Das sieht nicht jeder Patient so. Wem der Umgang mit der Erkrankung zu schaffen macht, der sollte sich psychologische Unterstützung holen. Vitiligo kann in jeder Lebensphase auftreten, am häufigsten jedoch zwischen dem zehnten und 30. Lebensjahr. Der Krankheitsverlauf ist unvorhersehbar, und die Flecken können sich im Laufe der Zeit vergrößern oder vermehren. Manche Betroffene erleben auch Phasen der spontanen Repigmentierung, in denen die weißen Flecken teilweise oder vollständig ihre Farbe zurückgewinnen.

Neue Perspektiven durch Spielzeug

Die Einführung von Barbie und Ken mit Vitiligo hat dazu beigetragen, das Bewusstsein und die Akzeptanz zu fördern. Diese Puppen, besonders die Barbie seit 2020 und Ken seit 2022, wurden sehr populär und helfen, Berührungsängste abzubauen und die Vielfalt in der Gesellschaft zu repräsentieren. Michael Jackson litt ebenfalls unter Vitiligo, was oft missverstanden wurde. Viele glaubten, seine Hautveränderungen seien das Ergebnis von Operationen. Doch die Wahrheit ist, dass Jackson von dieser Krankheit betroffen war, was nach seinem Tod durch einen Obduktionsbericht bestätigt wurde.

Unterstützung
und Hilfe für Betroffene

Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf bietet eine spezialisierte Vitiligo-Sprechstunde an, die nicht nur medizinische, sondern auch psychologische Unterstützung bietet. Diese Sprechstunde ist ein Hoffnungsschimmer für viele Betroffene, die sich dort nicht nur verstanden, sondern auch psychologische Unterstützung bietet. Diese Sprechstunde ist ein Hoffnungsschimmer für viele Betroffene, die sich dort nicht nur verstanden, sondern auch medizinisch auf dem neuesten Stand behandelt fühlen. Alle Informationen und Termine gibt es hier: www.uke.de/kliniken-institute/institute/versorgungsforschung-in-der-dermatologie-und-bei-pflegeberufen/sprechstunden/vitiligo-sprechstunde.html

Vitiligo ist mehr als nur ein Mangel an Hautfarbe; es ist eine Herausforderung, die Betroffene täglich meistern müssen. Julia Vellguth zeigt, dass man trotz der Flecken ein erfülltes und selbstbewusstes Leben führen kann. Ihre Geschichte ist ein Beispiel dafür, wie man mit Neugier statt mit Furcht auf die eigenen Unterschiede blicken kann. (AW)

Foto: Pexels/Armin Rimoli

Frische-Fotografie.de

 

Vitiligo führt zu weißen Flecken auf der Haut
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