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Horst Diekmann und Rainer Scholz sind Modellbahnfans

[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]Wenn Horst Diekmann und Rainer Scholz in ihre Keller gehen, tauchen sie ein in eine vollkommen andere Welt. Die Freunde eint ein gemeinsames Hobby: Sie haben beide eine große Modellbahnanlage. Sich mit Modelleisenbahnen zu beschäftigen, ist ein Hobby, das langsam ausstirbt. Das bekommt auch die Modellbahngruppe der Arbeitsgemeinschaft Verkehrsfreunde Lüneburg (AVL) schmerzlich zu spüren, der Diekmann und Scholz angehören. Keiner in der Gruppe ist unter 40 Jahren, und die Jugendgruppe besteht nur aus einer Handvoll Jungen. Bei den meisten Jugendlichen ebbt das Interesse schon nach ein paar Besuchen wieder ab. „Jugendliche finden Eisenbahnen nur interessant, wenn man sie mit dem Smartphone steuern kann“, meint Horst Diekmann.

Als Horst Diekmann (73) und Rainer Scholz (71) noch Kinder waren, war es der Traum nahezu jedes Jungen, eine Modelleisenbahn zu besitzen. „Ich hatte erst eine kleine Blecheisenbahn zum Aufziehen“, erinnert sich Scholz, der im Bergischen Land aufwuchs. Seine Kindheit war von Zügen und Bahnfahrten geprägt, nicht zuletzt, weil er mit der Bahn zur Schule fuhr. Mit dem Sohn des Stationsvorstehers war er befreundet. Er und seine Freunde besaßen Bahnen der Firmen Märklin oder Trix, auch wenn die damals richtig teuer waren. „Ich habe noch eine kleine Lok aus den Fünfzigern, die kostete damals 16 Mark. Das war viel Geld“, erzählt der 71-Jährige. Seine Eltern mussten sich das Geld regelrecht absparen, um ihrem Sohn die Modelleisenbahn kaufen zu können. „Ich habe erst später erfahren, dass sie dafür einen Kredit aufgenommen haben“, fügt er hinzu. Auch heute kann die Modellbahn ein teures Hobby sein – vor allem, wenn die Anlage digitalisiert ist. Starterpackungen sind aber immer noch günstig zu haben.

Der Traum vom Lokführer

Horst Diekmann wünschte sich seine erste Eisenbahn mit elf Jahren. „Damals wollten alle Jungs mit 14 Dampflokführer werden“, erinnert sich der gebürtige Hamburger. Wie bei vielen Hobbys verlor die Eisenbahn für Horst Diekmann und Rainer Scholz an Reiz, als das andere Geschlecht interessant wurde. Mit 15 Jahren wurde die Bahn weggepackt – und erst nach der Familiengründung mit Anfang 40 wieder hervorgeholt. Diekmann und Scholz, die sich über die Modellbahngruppe der AVL kennen lernten, sind fast Nachbarn. Jeder hat seine eigene Anlage im Keller, die verschiedener nicht sein könnten: Während der ehemalige Maschinenbauer Diekmann sich auf die Spurgröße 1 festgelegt hat, die einen Maßstab von 1:32 hat, hat der ehemalige Kaufmann Scholz eine H0-Anlage mit dem Maßstab 1:87. Diekmanns Anlage ist voll digitalisiert, Scholz’ Anlage nicht. Diekmanns Anlage nimmt seinen gesamten, 125 Quadratmeter großen Keller ein. Diesen hatte der Witwer beim Bau seines Hauses extra für die Bahn geplant. „Ein großer Keller war immer mein Traum“, erzählt er.

Jeder hat sein Hobby

Scholz’ Anlage, die schon durch den kleineren Maßstab weniger Raum einnimmt, befindet sich im 32 Quadratmeter großen Keller seines Hauses, in dem er seit 2010 mit seiner Frau lebt. Bei der Aufteilung der Zimmer war gleich klar: Jeder bekommt eines für sein Hobby. Seine Frau macht in ihrem Zimmer Porzellanpuppen, während er sich mit der Bahn beschäftigt. „Sie hat ihre Sache, ich hab meine“, meint der 71-Jährige Vater eines Sohnes. Horst Diekmann, der seine zwei Töchter alleine großzog, kann als Alleinstehender seiner Bahn so viel Zeit widmen, wie er gerade möchte. Auch wenn die beiden Modellbahner es lieben, in die Arbeit versunken an ihrer Anlage herumzubasteln, in einem Punkt sind sie sich einig. „Familie und Freunde dürfen wegen des Hobbys nicht vernachlässigt werden“, so Diekmann. Natürlich gibt es auch Tage ohne Eisenbahn, und im Sommer ruft der Garten. Das Hobby der beiden Modelleisenbahner spielt sich nicht nur im stillen Kämmerlein ab: Jahrelang organisierte Horst Diekmann für die Modellbahngruppe Reisen, die etwas mit Bahnen zu tun haben. Vor Ort fuhr man mit der Schmalspurbahn und besuchte Museen. Doch auch hier macht sich der Mitgliederschwund bemerkbar: Reisten 2002 noch 22 Modellbahnfans zusammen, sind heute Horst Diekmann und Rainer Scholz meist nur noch zu zweit unterwegs. Natürlich gehören auch Besuche von Modellbahnanlagen zu ihrem Hobby. Zum einen verfügt die Lüneburger[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]Modellbahngruppe über eine eigene Anlage in einer Halle auf dem ehemaligen Gelände der Lucia-Strickerei am Pulverweg. Hier trifft sich die Gruppe jeden Dienstagabend zum Basteln und Austauschen. Zum anderen wurde über die Jahre jedes Museum abgeklappert, das etwas zum Thema Eisenbahn zeigt. Das bekannte und von Touristen geschätzte Miniaturwunderland in Hamburg kann Rainer Scholz jedoch nicht begeistern. „Es ist mir zu kommerziell. Das sind alles nur so Hingucker, aber es hat nicht viel mit der Bahn zu tun“, meint er. Er empfiehlt die Eisenbahnanlage im Dachgeschoss des Museums für Hamburgische Geschichte. Die voll digitalisierte Spur1-Anlage zeigt den Bereich von Hamburg-Harburg bis zum Hauptbahnhof und ist nicht so überlaufen wie das Miniaturwunderland.

Zehn Kilo schwere Loks

Horst Diekmann und Rainer Scholz haben jeder eine Modellbahnanlage, die sich sehen lassen kann. Diekmanns Reich besteht aus rund 20 Loks und 40 Waggons, die er voll digitalisiert steuert. Die Holzkonstruktionen, die die Gleise, Züge und Häuser halten, müssen robust sein, denn die großen Loks können bis zu zehn Kilogramm wiegen. Schon allein deshalb ist Diekmanns Anlage nichts für Kinder. Die lässt er ohnehin nur an die Steuerung, wenn sie sich mit Smartphones auskennen, denn dann ist es nicht mehr schwer. Eine besondere Gegend oder Landschaft hat der Rentner nicht aufgebaut, darum geht es ihm auch nicht. Er sieht sich als Technikfreak und hält die Gestaltung eher spartanisch.

Ganz im Gegensatz zu Rainer Scholz. Er hat sein gesamtes Herzblut in den Nachbau der Landschaft seiner Kindheit gesteckt. Seine Modellbahnanlage zeigt den Streckenabschnitt von Hückeswagen nach Wipperfürth im Bergischen Land – die Verbindung, die Scholz als Kind mit der Bahn zur Schule nahm. Sechs Jahre dauerte die Nachbildung der Landschaft, als Vorbild dienten alte Aufnahmen, die er sich aus den Archiven der Ortschaften besorgte. Zu sehen ist die Umgebung, wie sie Anfang der fünfziger Jahre aussah. Bis auf eine Glühlampenfa-brik, an der der 71-Jährige noch arbeitet, ist die Landschaft fertiggestellt. „Das bleibt jetzt für immer so, abreißen will ich es nicht“, sagt er. Er konzentrierte sich stark auf die geographischen Gegebenheiten und die korrekte Lage von Gebäuden, so dass die Bahn an sich eine untergeordnete Rolle spielt. Einige Teile stammen noch aus seiner Kindheit – er hatte sie für später aufbewahrt. Besonderer Gag an der Nachbildung: Scholz platzierte sich selbst in Form von kleinen Jungs-Figuren an mehreren Stellen der Anlage, zum Beispiel mit seinem Freund auf einer Brücke oder hinten auf dem Zug.

Die Landschaft ist fertig

Viel gibt es für Rainer Scholz nicht mehr zu tun, und seit die Landschaft fertig ist, geht er nicht mehr so oft zu seiner Eisenbahn. Neue Teile für die Bahn kauft er nur noch selten. Die Modellbahngruppe organisiert jedes Jahr eine Modellbahnbörse in Lüneburg, doch vom Verkaufen haben sich die beiden zurückgezogen. Anfang der neunziger Jahre betrieb Diekmann einen Modellbahn-An- und Verkauf, doch nach fünf Jahren hatte er genug. Er stellte fest: „Der Markt ist übersättigt. Irgendwann gab es nichts mehr zu kaufen, und ich blieb immer auf den gleichen Sachen sitzen.“ Beim Verkaufen auf Modellbahnbörsen wurde man dazu noch regelmäßig beklaut. Um weiterhin an tolle neue Eisenbahnen zu kommen, hat Horst Diekmann seit Jahren einen Onlinehändler seines Vertrauens. Bevor er etwas bestellt, fährt er zu Messen und nimmt die Modelle vor Ort unter die Lupe. „Modellbahner sehen sich alles genau an, bevor sie etwas kaufen“, meint er. Deshalb würde er gebrauchte Loks auch nur kaufen, wenn er sie testen kann. Eine bis zwei neue Loks pro Jahr gönnt er sich. Sich im Keller mit seiner Eisenbahn zu beschäftigen, bedeutet ihm viel. „Ich kann dabei total abschalten“, erklärt er. Zum Fahrvergnügen gehört aber auch Arbeit. Seine Loks repariert er selbst, Decoder programmiert er – und mindestens zweimal im Jahr muss jedes Teil seiner Modellbahnanlage abgestaubt werden. (JVE)

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